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Uslar als Modellkommune bei Qualität vor Ort

Interview mit Dirk Rackwitz (Abteilungsleiter Kultusverwaltung, Stadt Uslar)

Eine Tagesmutter im Dialog mit einem Kind
© Matthias Knoch

Was sind unsere Ziele?

Unser Bündnis setzt sich für Familien und Kinder in der Stadt Uslar ein, im Alter von 0-7 Jahren. Wir wollen es den Eltern so einfach wie möglich machen. Wir schaffen transparente und schnelle Entscheidungsstrukturen, sodass alle Eltern im ganzen Stadtgebiet die gleichen Bedingungen haben und sich nicht benachteiligt fühlen, wenn ihre Kinder in unterschiedliche Kitas von verschiedenen Trägern gehen. Die pädagogische Arbeit in den Kitas obliegt natürlich jedem Träger selbst, aber es werden zum Beispiel Rahmenbedingungen geschaffen worauf sich alle berufen können und die für alle gelten. Dies gilt beispielsweise bei den Sonderöffnungszeiten. Diese werden angeboten, sobald sich drei Kinder verbindlich dafür anmelden. Die Leitungen können den Eltern somit gleich eine verbindliche Auskunft geben.

Was macht unser Bündnis?

In Qualität vor Ort haben wir einen neuen Wurf gemacht. Wir haben auf bestehende Netzwerke aufgebaut und diese erweitert. Wir haben hier bspw. den Arbeitskreis Leitungen, um gemeinsame Themen, die jeder in seiner Kita hat, zu besprechen und gemeinsam Lösungen zu finden. Da sieht sich die Stadt Uslar als Vermittler. Und aufgrund dessen haben wir auch gesagt, wenn Entscheidungen getroffen werden, braucht die Fachdiskussion auch nicht im Fachausschuss erfolgen, sondern kann im Vorfeld geklärt werden.

Diese verschiedenartigen Netzwerke in Uslar für den Bereich der Kinder möchten wir noch besser ineinander verzahnen. Alle sollen wissen, was schon vorhanden ist und davon profitieren, insbesondere die Eltern. Deshalb machen wir gerade eine Sozialmilieuanalyse, um zu sehen, welche Familien haben wir hier in Uslar, wie kommen wir an die Familien dran und was fehlt den einzelnen Familiengruppen, was wir dann eventuell noch nachbessern können und um weitere Angebote zu schaffen. Wir wollen, dass die Eltern nicht von A nach B laufen müssen, sondern dass es eine Plattform gibt, auf die die Eltern zu greifen können. Informationen sind an zentralen Orten verfügbar, die dann auch weiterhelfen können.

Porträtaufnahme von Dirk Rackwitz
Dirk Rackwitz (Abteilungsleiter Kultusverwaltung, Stadt Uslar)

Warum ist das hilfreich/gut?

Durch unsere jahrelange Zusammenarbeit in den beiden kleinen Arbeitskreisen, die bereits vor Qualität vor Ort bestanden, haben wir bereits seit langem ein Instrument, um Probleme gut zu lösen. Wenn Probleme anfallen, nehmen wir uns ihrer an. Wir müssen natürlich mit unseren Ressourcen haushalten, weil gerade in letzter Zeit sehr viele Projekte angeschoben wurden – jetzt gerade im Übergang Kindergarten-Grundschule. Das war ein Problem für alle und wir haben es entsprechend angepasst. Wir lernen mit den Fragen, die auftauchen, die wirklich in der Realität sind. Und wenn wir feststellen, wir brauchen dann noch weiteres Fachwissen, dann holen wir uns das dazu.

Die Probleme werden aus den verschiedensten Quellen an uns herangetragen, aus dem breiten Netzwerk, was wir haben. Das kann von den Eltern kommen, das kann von den Seiten der Stadt kommen oder von Seiten der Kitas. Manchmal tritt auch der Landkreis an uns heran und fragt, könnt ihr nicht in eurem Arbeitskreis einmal dieses oder jenes Thema ansprechen und dadurch ist die Spanne sehr, sehr vielfältig. Vor drei Jahren wurde dann auf Initiative der Stadt ein Stadtelternrat für Kitas gegründet. Der ist nicht vorgeschrieben, aber wir haben ihn in Uslar trotzdem gefördert, damit wir auch die Belange der Eltern direkt mit einbeziehen können. Das ist sehr hilfreich, weil wir aus erster Hand die Belange der Eltern erfahren und umsetzen können. Natürlich gibt es Grenzen, wir können nicht alle Wünsche umsetzen, aber im Dialog, den wir führen können wir viele Ängste und vieles falsche Wissen, was herrscht, beseitigen, sodass wir alle auf einem guten Stand sind. Wir suchen nicht die Probleme, sondern versuchen sie zu lösen, wenn sie an uns herangetragen werden.

Wer macht mit?

Es arbeiten in unseren Netzwerken als Kern die Kindertagesstätten. Wir haben einen Arbeitskreis Leitungen, der sich trägerübergreifend mindestens viermal im Jahr trifft. Dann ist die Stadtverwaltung Uslar dabei und die Tagespflegepersonen. Die Zusammenarbeit mit der Kindertagespflege funktioniert sehr gut. Ein weiterer Arbeitskreis besteht aus Trägervertretern, Vertreter der Politik und den Eltern. Bei einzelnen Themen haben wir auch den Fachdienst Gesundheitsdienste des Landkreises Northeim mit ins Boot geholt, um den gemeinsamen Übergang vom Kindergarten in die Grundschule besser ablaufen zu lassen. Wir haben Gespräche mit den Kitas und den Grundschulen und dem Gesundheitsamt geführt, um einige Knackpunkte oder Ängste, die die Eltern haben, aus dem Weg zu schaffen. Zum Beispiel mit einer Broschüre, die darüber informiert, auf was sich Eltern einstellen müssen und wie ihre Kinder im letzten Jahr vor der Einschulung gefördert werden. Das ist dann auch die Rahmenrichtlinie der Schulen, die sich darauf verständigt haben, wir wollen in einem bestimmten Zeitplan Kennenlernunterricht und gemeinsame Termine mit den Kindergärten machen. Diese Themen sind größtmöglich abgestimmt in allen Bereichen der Stadt Uslar.

Was macht unser Bündnis erfolgreich?

Ich denke, dass Kontinuität in der Arbeit wichtig ist. Ich mache den Bereich Kindergärten jetzt schon seit 25 Jahren. Deshalb läuft das Bündnis gut, trotz wechselnder Kindergartenleitungen. Unsere Arbeitskreise bestehen schon seit Jahren, weil wir festgestellt haben, dass es hilfreich ist, wenn wir die Probleme im Vorfeld diskutieren und beraten und alle mit ins Boot geholt werden. Dann vertreten alle die Lösung, die zusammengefunden wurde. Jeder weiß Bescheid und kann auch entsprechend Auskunft geben, wenn Fragen kommen sollten. Wichtig ist natürlich, dass man auch seine eigenen Belange mal zurückgestellt und sich nicht nur auf sich konzentriert, sondern im Sinne der gemeinsamen Sache arbeitet. Durch die Offenheit, die bei allen Teilnehmern herrscht, existiert kein Konkurrenzdruck, sondern ein gegenseitiges Vertrauen. Jeder weiß, was ich dort sage, bleibt auch geschützt, wird nur für die Sache verwandt und ich habe dadurch keine Nachteile zu befürchten. Dies zeigt sich auch nach außen: auch unsere Partner beim Landkreis Northeim haben gesehen, dass wir die Jahre über nicht nur geredet haben, sondern dass auch konkrete Ergebnisse erzielt wurden. Unsere Partner sagen, sie würden gerne wiederkommen, würden gerne bei uns mitmachen. Weil wir nicht nur reden, sondern auch handeln. Auf der Basis dieses Vertrauens.